Freitag, 26. September 2008

Berliner Spatzen werden zu Freibeutern der Lüfte

Die einstmals getrennten Lebenswelten von Mensch und nicht domestiziertem Tier überlagern sich zusehends in der wahren Wildnis der Gegenwart: der Großstadt. Waschbären als Parkhausbewohner, marodierende Wildschweinrudel oder arglos durch nächtliche Straßen streifende Füchse irritieren nur Touristen. Gänzlich unerschrocken ist Passer domesticus: Der Haussperling oder Spatz ist in seiner urbanen Variante der Pirat unter den Singvögeln – wer jemals im „Schleusenkrug“ seinen Kuchen gegen fintenreich heranfliegende oder -hüpfende Spatzen verteidigt hat, weiß, wovon die Rede ist. Letzte Woche wurde ich Zeuge, wie Spatzen waghalsige Erkundungsflüge in das Foyer einer Bibliothek und den Gastraum eines Cafés unternahmen. Vorboten eines „Die Natur schlägt zurück“-Szenarios? Im Gegenteil: Der Spatz steht seit Jahren auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten, obwohl der Bestand in Berlin einen europäischen Spitzenplatz einnimmt. Seid also willkommen auf dem Tellerrand, freche gefiederte Freunde, mögen die Krümel meines Kuchens euch für den Daseinskampf stärken! (tagesspiegel)

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