Dienstag, 30. September 2008

Montag, 29. September 2008

Flaggenkunde 14 - Christopher Condent

Christopher Condent (gestorben 1770) wurde nach dem Spanischen Rezessionskrieg Pirat. Seine Raubzüge führte er meist vor Madagaskar oder an der afrikanischen Küste durch. Er war ein Pirat, der nicht während einer Schlacht ums Leben kam, sondern eines natürlichen Todes starb, was eher ungewöhnlich war.

1720 brachte er nahe Bombay eine arabisches Handelsschiff auf und machte mit £150.000 reiche Beute. Später bat er in Reunion um Gnade, welche im Tatsächlich gewährt wurde. Er heiratete die Schwiegertochter des dortigen Gouvaneurs, wanderte nach Frankreich aus und verlebte dort noch viele Jahre als wohlhabender Geschäftsmann.

Sonntag, 28. September 2008

Gideon Defoe - Piraten! Ein Affentheater auf hoher See

Gideon Defoe erreichte fast einen Abschluss in Archäologie der Universität von Oxford, bevor er auf einer staubigen Ausgrabungsstätte in Texas arbeitete. Danach schlug er sich mit diversen Gelegenheitsjobs durch. »Piraten! Ein Affebntheater auf hoher See« war sein erstes Buch, das er schrieb, um ein Mädchen zu beeindrucken. Vergebens.

1837. Die Ära der Freibeuterei nähert sich dem Ende und die Piraten langweilen sich. Spontan kapern sie das Schiff eines gewissen Charles Darwin. Gemeinsam mit ihm geraten sie in ein Abenteuer, bei dem die Funken vor Säbelrasseln, britischem Humor und exzessivem Grog-Genuss nur so sprühen.

Der Webpirat meint: Vielverprechendes Cover, vielversprechende Inhaltsangabe! ABER der Inhalt selber war gelinde gesagt enttäuschend zu dem, was angepriesen wurde. Wer gerne Kinderbücher mag, der wird hier noch auf seine Kosten kommen, aber für Erwachsene ist das einfach zwei Nummern zu platt. Ich hatte Mühe, bis zum Ende durchzuhalten. Arrrrrrrrrrrrgh!

Samstag, 27. September 2008

Flaggenkunde 13 - Richard Worley

Richard Worley (gestorben 17. Februar 1719) war ein Englishcer Pirat, der die Karibische See und die Amerikanishcen Kolonien unsicher machte. Er war einer der ersten Piraten, die eine Totenkopfflagge hissten.

Worley verwechslete vor jamestown, North Carolina ein paar Kriegsschiffe mit Handelsschiffen und geriet so in Gefangenschaft. Mit ihm wurde im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich kurzer Prozess gemacht und einen Tag später baumelte er schon am Galgen.

Freitag, 26. September 2008

Berliner Spatzen werden zu Freibeutern der Lüfte

Die einstmals getrennten Lebenswelten von Mensch und nicht domestiziertem Tier überlagern sich zusehends in der wahren Wildnis der Gegenwart: der Großstadt. Waschbären als Parkhausbewohner, marodierende Wildschweinrudel oder arglos durch nächtliche Straßen streifende Füchse irritieren nur Touristen. Gänzlich unerschrocken ist Passer domesticus: Der Haussperling oder Spatz ist in seiner urbanen Variante der Pirat unter den Singvögeln – wer jemals im „Schleusenkrug“ seinen Kuchen gegen fintenreich heranfliegende oder -hüpfende Spatzen verteidigt hat, weiß, wovon die Rede ist. Letzte Woche wurde ich Zeuge, wie Spatzen waghalsige Erkundungsflüge in das Foyer einer Bibliothek und den Gastraum eines Cafés unternahmen. Vorboten eines „Die Natur schlägt zurück“-Szenarios? Im Gegenteil: Der Spatz steht seit Jahren auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten, obwohl der Bestand in Berlin einen europäischen Spitzenplatz einnimmt. Seid also willkommen auf dem Tellerrand, freche gefiederte Freunde, mögen die Krümel meines Kuchens euch für den Daseinskampf stärken! (tagesspiegel)

Donnerstag, 25. September 2008

Flaggenkunde 12 - John Quelch

John Quelch hatte ien lukrative, aber sehr kurze Piratenkarriere. Seine größte "Errungenschaft" war, dass ihm als erster Pirat außerhalb Englands von einem englischen Seegericht (ohne Verteidigungsmöglichkeit natürlich) der Prozeß gemacht wurde, bei dem er zum Tod durch Erhängen verurteilt wurde. Dieses Schicksal ereilte ihn am 30. Juni 1704. Immerhin hatte er eine witzige Piratenflagge.

Mittwoch, 24. September 2008

Zwölf Meter ohne Kopf

Die Suche nach Statisten für die Neuverfilmung des Lebens von Piratenkapitän Klaus Störtebeker hat noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Mit 450 Interessenten hätten sich am Sonnabend beim ersten Casting in Stralsund deutlich weniger Menschen vorgestellt als erwartet, sagte Johanna Ragwitz von der Agentur "Filmgesichter". Die Suche nach den benötigten etwa 1000 Nebendarstellern werde wie geplant in einer Woche fortgesetzt. Gute Chancen hätten weiterhin Männer mit langen Haaren und Bärten. "Das Aussehen muss ins späte Mittelalter, in dem der Kinofilm spielt, passen", sagte Ragwitz.

Drehbeginn für den Film "Zwölf Meter ohne Kopf" soll im Oktober in Stralsund und auf Rügen sein. Ronald Zehrfeld spielt den legendären Seeräuber, dessen Lebensgeschichte in jedem Sommer bei den Störtebeker-Festspielen auf Rügen ein Riesen-Publikum begeistert. Eine Hauptrolle spielt Matthias Schweighöfer. (Welt)

Dienstag, 23. September 2008

Flaggenkunde 11 - Thomas Tew

Thomas Tew (* in Rhode Island; † Anfang 1695) war ein aus Britisch-Nordamerika stammender Pirat.

Der Gouverneur der Bermudas beauftragte Tew Ende 1692 mit zwei Schiffen die französische Handelsniederlassung in Gorée an der Flussmündung des Gambia anzugreifen und zu plündern. Für diesen Auftrag bekam Tew einen Kaperbrief ausgestellt, finanziert wurde diese Expedition von mehreren Geschäftsleuten der Bermudas. Nachdem Tew im Juni 1693 ein Schiff durch Mastbruch verloren hatte, überredete er die verbliebene Mannschaft, mit ihm als Kapitän, auf eigene Rechnung im Indischen Ozean Beute zu machen: „Ich nehme Kurs auf Madagaskar mit der Absicht, nicht nur mein Glück zu machen, sondern auch das der tapferen Männer, die sich mir angeschlossen haben.“ Gemeinsam schwor die Crew: „Ob goldene Kette oder Holzbein, wir stehen zu Euch.“

Tew starb Anfang 1695 durch einen Kanonenschuss, als er im Verbund mit Henry Every die "Fateh Mohammed" des Großmoguls im Roten Meer überfiel.

Montag, 22. September 2008

The Pirate's Dilemma

Man kann mit den traditionellen Medienkonzernen derzeit schon wirklich Mitleid bekommen. Aus vollen Rohren werden ihre Geschäftsmodelle attackiert, einstige Käufer bedienen sich illegal und mit vollen Händen im Internet und alle Versuche, dem juristisch oder technologisch irgendwie beizukommen, machen die Sache noch schlimmer. Aus langjährigen Fans werden plötzlich Feinde, der Kunde wird zum Gegner, den es zu bekämpfen gilt. Resultat sind weiter schrumpfende Umsätze und eine noch stärkere Durchsetzung neuer Mediengattungen.
Vielleicht ist bei all dem Chaos ein Blick in die Geschichte hilfreich. In diesem Sinne ist "The Pirate's Dilemma", das neue Buch des britischen Journalisten, DJs und Online-Aktivisten Matt Mason für "Old Media"-Manager auch als kleines Trostpflaster zu verstehen. Denn, so zeigt er in seinem Blick auf die Jugendkultur des Piratentums, all das, was heute beklagt wird, gab es schon einmal - nur eben nicht ganz so digital beschleunigt.

Mason zeigt nicht nur das altbekannte Beispiel auf, das aus der anfangs stark bekämpften Videokassette einer der größten Umsatzbringer für die Filmindustrie wurde, sondern erzählt auch die Entstehungsgeschichte Hollywoods. Die Kinomogule seien nämlich nur deshalb nach Kalifornien aufgebrochen, weil ihnen in New York hohe Lizenzgebühren für ihr Geschäft gedroht hätten. Also machten sich die "Piraten" auf an die goldene Westküste und wurden sehr, sehr reich, viel reicher als vorher.

Thomas Alva Edison, das Erfindergenie, kämpfte nach der Schaffung des Phonographen mit den Musikverlagen, die ihre Werke zuvor in Form von Notenbüchern an den Mann und die Frau gebracht hatten - heraus kam dabei letztlich die moderne Plattenindustrie. Und dann wären da noch die Pharmaunternehmen in der Dritten Welt, die mit Billigmedikamenten unter Bruch von Patenten dafür sorgen, dass mehr Menschen lebensrettende Medizin erhalten können. Auch das ist letztlich gelebtes Piratentum, das man, wenn man nicht gerade Pharmaangestellter ist, ja doch irgendwie verstehen kann.

Ergo: Mason argumentiert, dass die kreativsten Menschen der Welt eigentlich Piraten seien. Eine wirkliche Lösung, wie mit dem Zerfall bestehender Geschäftsmodelle umzugehen sei, kennt er allerdings auch nicht. Aber, und auch das ist wieder ein Trostpflasterchen, die kennt ja schließlich (noch) niemand. Man muss einfach abwarten und machen. Im Sinne von Mason erkennen das inzwischen selbst Produzenten und Kreative in Hollywood: Die luden ihn neulich zur Diskussion und Jesse Alexander, Produzent der Serie "Heroes", machte einen kleinen Film mit ihm. Ein anderes gutes Beispiel ist der "Buffy"-Erfinder Joss Whedon, der neulich einfach seinen eigenen Filmvertrieb nach Internet-Manier startete. (heise)

Sonntag, 21. September 2008

Flaggenkunde 10 - Henry Every

Henry Every (* 1653 in Plymouth; untergetaucht Oktober 1696) war ein englischer Pirat. Er verwendete verschiedene andere Namen, u.a. John Avery, Tex Avery, Long Ben und Ben Bridgeman. Sein Spitzname war Erzpirat. Seine Piratenflagge zeigt einen weißen Totenschädel im Profil mit Blick nach rechts, einen Kreolenohrring und ein Stirnband, über zwei gekreuzten Knochen, auf schwarzem Grund. Every ist einer der wenigen Piraten, die nicht gehängt oder im Kampf getötet wurden.

Im Frühjahr 1695 stellte Every eine Piratenflottille aus fünf Schiffen zusammen, als er sich gerade im Roten Meer aufhielt. Die Kapitäne der anderen Schiffe waren Thomas Tew, William Want, Thomas Wake und William May. Mit diesen griff er bald die Fatah Mohammed des Großmoguls und die größere Gang-i-Sawai an, die einen Schiffsverband mit Pilgern auf der Rückkehr von Mekka begleiteten. Die Fatah Mohammed leistete nur wenig Widerstand und brachte 50.000 Pfund ein. Die Gang-i-Sawai war ein riesiges Schiff mit 62 Kanonen und 400-500 Musketieren sowie 600 Passagieren an Bord. Sie verlor bei einem Treffer durch Every ihren Hauptmast und eine Kanone explodierte an Deck bei ihrer ersten Salve, woraufhin der Kampf bald zu Ende war. Durch schlechte Führung und die Entschlossenheit der Piraten musste das Schiff nach zwei Stunden harten Kampfes an Deck kapitulieren. Die Passagiere und Mannschaften wurden gequält und vergewaltigt, damit sie die Verstecke der Wertsachen preisgaben. Einige gingen freiwillig über Bord und einige Frauen begingen Selbstmord. Die Suche erbrachte 600.000 Pfund in Gold, Silber und Edelsteinen, sowie einen als Geschenk für den Großmogul gedachten Sattel, der mit Rubinen besetzt war. Nachdem die Piraten fertig waren, ließen sie das Schiff abdriften, jedoch ohne die überlebenden Frauen. Sie kehrten schließlich nach Surat zurück. Was mit den Frauen geschah, ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass sie über Bord geworfen wurden oder in Réunion an Land gesetzt wurden, wo die Piraten anhielten, um die Beute aufzuteilen. Diese Beute war mit die größte aller Zeiten. Jeder Mann bekam über 1000 Pfund, die Jüngeren 500 Pfund. Every bekam als Kapitän zwei Anteile.

Samstag, 20. September 2008

Selbst Gratis-Musik wird geklaut

Der Rummel im letzten Herbst war gross: Die britische Rockband Radiohead veröffentlichte nach vier Jahren ihr siebtes Album «In Rainbows» – exklusiv im Internet, auf einer eigenen Website. Der Clou: Die Fans konnten selbst bestimmen, ob und wie viel sie dafür zahlen wollten. Damit stellten etablierte Musiker zum ersten Mal überhaupt Musik gratis, legal und exklusiv im Internet zur Verfügung.

Eine neue Studie des Marktforschungsinstituts Big Champagne und des britischen Musikverwerters MCPS-PRS Alliance zeigt nun, dass es Radiohead mit der Gratis-Aktion nicht gelungen ist, illegale Tauschbörsen auszuhebeln. Zwar soll das neue Album insgesamt gut 1 Million Mal von der offiziellen Website heruntergeladen worden sein. Gleichzeitig stellte es aber auch via die illegalen Kanäle alles Vergleichbare in den Schatten. «In Rainbows» wurde am 10. Oktober 2007 – dem Tag, als das Album von Radiohead ins Internet gestellt wurde – 400’000 Mal illegal heruntergeladen, in den ersten drei Wochen sogar 2,3 Millionen Mal. Vergleichbare Alben erzielten Rekordwerte von 158’000 Downloads – pro Woche!

Trotzdem war die Aktion für die Band alles andere als ein Misserfolg. Als die CD Anfangs 2008 endlich in die Läden kam, landete «In Rainbows» in den amerikanischen und britischen Albumcharts vom Fleck weg auf Platz 1. In der Schweiz schafften es Radiohead immerhin in der zweiten Woche auf Platz 2. Und die Tournee, die mittlerweile seit Mai dauert und im Oktober in Japan ihren Abschluss findet, ist so erfolgreich, dass das Konzert gleich in mehreren Städten (London, Paris, Mailand etc.) wiederholt werden musste.

Piraterie: Einige Branchen profitieren Wie aber passt das zusammen? Die Autoren der Studie vermuten dahinter einen Marketingeffekt. Ähnlich argumentiert Karen Croxson von der Universität Oxford in einem wissenschaftlichen Papier, das jüngst für Aufsehen sorgte: Es gibt Branchen, denen die Piraterie mehr nützt, als dass sie ihnen schadet. Im Falle der Musikindustrie öffnet sie einem grösseren Publikum den Zugang zu einem Sekundärmarkt, in dem die Musiker Geld mit Fanartikeln, Konzertkarten, Klingeltönen und Tonträgern verdienen.
Das Experiment der britischen Rocker zeigt aber auch, dass Geld heute nicht mehr der einzige Grund ist, Musik via Limewire oder Bittorrent herunterzuladen. Die Nutzer haben sich an die Tauschbörsen gewöhnt – wie an ihre Stammbeiz. Selbst wenn daneben eine neue, objektiv bessere (legale) Bar die Tore öffnet, bleiben sie dem alten Ort treu. Den Plattenfirmen schwimmen damit die Felle davon. Für sie wird es immer schwieriger, Nutzer für eigene Angebote zurück zu gewinnen – selbst wenn diese praktisch gratis sind wie im Fall von Radiohead.

Dass das auch die Musikindustrie beschäftigt, zeigt ein internes Memo des Musiklabels EMI. Darin schreibt Eigentümer Guy Hands gemäss der Zeitschrift «Forbes»: «Die Industrie hat den Kopf in den Sand gesteckt, anstatt die Digitalisierung und ihre Möglichkeiten zu nutzen. (...) Der Fall Radiohead ist ein Weckruf.» (tagesanzeiger)

Freitag, 19. September 2008

Flaggenkunde 9 - Calico John Rackham

Calico John Rackham († 17. November 1720 in Santiago de la Vega, Jamaika) war ein Piratenkapitän des 18. Jahrhunderts. Seinen Namen leitete er von der farbenfrohen Kalikokleidung ab, die er trug. Heutzutage ist er vor allem bekannt, da zu seiner Crew die zwei berühmtesten weiblichen Piraten gehörten, Anne Bonny, mit welcher er auch zwei Kinder hatte und Mary Read. Teilweise wurde er auch Jack Rackham genannt.

Donnerstag, 18. September 2008

Piratenfluch vor Somalia

Das Meer ist ruhig, nur ein Feuer knistert in der Stille. Ein brennendes Schiffswrack liegt im Wasser, der Mast ist durchgebrochen und schwimmt mit anderen Trümmerteilen um das Wrack herum. Vor langer Zeit war das eine Situation, die nur eine erdenkliche Antwort bot: Piraten. Heutzutage kennen die meisten Menschen diese Szene aus Filmen wie zuletzt „Fluch der Karibik“. Die Zuschauer lieben Kapitän Jack Sparrow, halten ihn und seine Crew aber für Relikte vergangener Zeiten. Das ist jedoch ein Irrtum, denn es gibt auch heute noch Piraten. Ihr Auftreten hat sich innerhalb der letzten Jahrhunderte zwar verändert aber sie sind gefährlicher denn je.

Gerade in jüngster Vergangenheit stieg die Bedrohung durch Piraten sowohl im Seegebiet um Somalia als auch in den Gewässern Indonesiens. Laut der US-amerikanischen „Research And Development – Corporation“ (RAND), haben die Angriffe zwischen den Jahren 2000 und 2006 um 70 Prozent zugenommen. Im Jahr 2006 wurden 2.500 Attacken gemeldet, wobei eine weit höhere Dunkelziffer vermutet werden muss.

Ziel der Piraten sind meist Kreuz- und Handelsschiffe sowie zunehmend kleinere Boote. Wie etwa die Anfang April 2008 entführte französische Luxusjacht „Le Ponant“: In der Einfahrt zum Roten Meer wurde der mit 30 Mann besetzte Dreimaster gekapert. Die Piraten ließen die Geiseln eine Woche später gegen ein Lösegeld des Schiffseigentümers frei und wurden kurz darauf von der französischen Marine gefasst.

Zur Wahrung des internationalen Friedens und der Sicherheit in der Region hat der UN-Sicherheitsrat am 2. Juni 2008 für die nächsten sechs Monate eine Resolution zur Bekämpfung der Piraterie erlassen. Diese sieht vor, dass alle Staaten Seeräuber vor der somalischen Küste mit Kriegsschiffen und Flugzeugen bekämpfen dürfen. Somalia ist zwar angesichts des eigenen Bürgerkrieges und fehlender Marine außerstande selbst einzugreifen, muss aber zur Wahrung seiner Souveränität über jegliche Interventionen unterrichtet werden.

Die deutsche Bundeswehr-Fregatte „Emden“ ist im Rahmen der „Operation Enduring Freedom“ zur Überwachung des internationalen Terrorismus im Golf von Aden eingesetzt. Obwohl sie die Piraten nach deutschem Recht ohne akute Gefahr nicht angreifen darf, konnte sie einen Angriff auf einen japanischen Öltanker mit Hilfe eines ausgesandten Hubschraubers vereiteln. Auf Initiative der großen Koalition von SPD und CDU soll nun das Bundeswehr-Mandat im Rahmen der „Operation Enduring Freedom“ um einen „Piraten-Passus“ erweitert werden. Die Amerikaner sind in dieser Hinsicht weniger zimperlich. Sie schossen im letzten Jahr ohne Vorwarnung auf ein Banditen-Schiff und setzten es in Brand.

Ganz wehrlos sind die Opfer der Piratenangriffe anscheinend nicht. Als Ende 2005 das Kreuzfahrtschiff „Seaborn Spirit“ vor dem Horn von Afrika beschossen wurde, antwortete die Besatzung mit der Schallkanone LRAS, die schmerzhafte Hörschäden verursacht. In einem Hafenbecken schützen vor allem Elektrozäune und vergitterte Fenster vor Überfällen, denn häufig klettern die Piraten an der Bordwand hoch. Meist handelt es sich hierbei um Fischer, die ihr Einkommen aufbessern wollen. Auf See angreifende Piraten zerstören zuerst die Antennen, sodass die Schiffe nicht mehr geortet werden können. Deshalb wurde jetzt das satellitengesteuertes Ortungssystem „Shiplog“ entwickelt, das sich leicht in einem unauffälligen Kasten verstecken lässt.

Die Maßnahmen sollen die moderne Piraterie eindämmen. Fraglich ist es jedoch, ob eine militärische Bekämpfung eine gute Lösung bietet, wenn nicht gleichzeitig nach den Ursachen geforscht wird. Jack Sparrow war Pirat aus Leidenschaft. Leidenschaft ist heute allerdings nur noch selten ein Grund dafür, sein Leben zu riskieren. (life-go)

Mittwoch, 17. September 2008

Falggenkunde 8 - Walter Kennedy

Walter Kennedy (gestorben am 19. Juli 1721) war ein Irischer Pirat, der in der Mannschaft von Howell Davis und Bartholmew Roberts diente. Er gehörte zu den sechs Männern, die auf der Buck meuterten und zu Piraten wurden. Davis wurde zum Kapitän gewählt.

Kennedy strandete vor Schottland und setzte sich nach London ab. Dort wurde er von einer Prostituierten wegen Hinterschlagung angezeigt und eingesperrt. In dieser Gefangenschaft wurde seine Piratenvergangenheit aufgedeckt und er wurde am 19. Juli 1721 dafür gehängt.


Dienstag, 16. September 2008

Produkt-Piraten kapern europäischen Verleihmarkt

Laut einer Studie des internationalen Marktforschungsunternehmens GfK ziehen über dem europäischen DVD-Verleih-Markt dunkle Wolken auf. Während im vergangenen Jahr in Deutschland vergleichsweise geringe Umsatzeinbußen von drei Prozent zu verzeichnen waren, brach der gesamte europäische Verleihmarkt drastisch um 13 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro ein. Zwar legte das neue Marktsegment des Online-Verleihs deutlich um 31 Prozent zu. Der Geschäftsrückgang bei stationären Videotheken und Verleihautomaten um 16 Prozent ließ sich dadurch aber nicht kompensieren. Als Gründe für die Flaute hat GfK zwei Faktoren ausgemacht: DVD-Beileger in Zeitschriften und vor allem das Geschäft mit illegalen Raubkopien. So brach in Spanien, dem Land mit der höchsten Pirateriequote Westeuropas, konsequenterweise auch der Verleihmarkt am deutlichsten ein. Noch eklatanter sei die Lage in Russland, wo das Verleihgeschäft unter der Last der Produkt-Piraterie nahezu vollständig kollabiert sei. (cnet)

Montag, 15. September 2008

Piratenkunde 10 - Klaus Störtebeker

Längst nicht alle Freibeuter hielten sich an den Auftrag, den die Regierungen ihnen erteilten. Sie brachen das Abkommen, das sie mit dem Kaperbrief geschlossen hatten, und behielten die Beute nicht selten ganz und gar ein. Oft überfielen sie auch die Schiffe der eigenen Auftraggeber und schlossen sich mit Freibeutern verfeindeter Nationen zusammen. Ein berühmtes Beispiel ist der Hamburger Freibeuter und spätere Pirat Klaus Störtebeker.

Im 14. Jahrhundert arbeitete er zunächst als Freibeuter für die "Hanse". Das war eine Vereinigung von Kaufleuten aus den Städten Hamburg, Bremen, Rostock, Stralsund und Wismar in Norddeutschland. Sie hatten sich zusammengeschlossen, um die sichere Überfahrt ihrer bestellten Waren zu garantieren. Im Jahr 1389 herrschte Dänemark fast über ganz Schweden. Doch Stockholm, die Stadt der hanseatischen Kaufleute, leistete Widerstand. Dänemark versuchte mit einer Seeblockade, den Widerstand zu brechen. Der Bevölkerung standen immer weniger Lebensmittel zur Verfügung. Die Hansestädte Rostock und Wismar beauftragten Störtebeker und seine Kameraden, um die Blockade aufzubrechen und den Handel mit Stockholm aufrechtzuerhalten.

Die Hinrichtung des Piraten Störtebeker

Der Legende nach ist er nach seiner Köpfung noch an seinen Kameraden vorbeigelaufen. Störtebeker durchbrach mit seinen Verbündeten, den Vitalienbrüdern, die Blockade - und Stockholm war frei. Der Auftrag war für Störtebeker also erledigt, und er stand Jahre später für die Niederlande unter Vertrag. Diesmal lautete sein Auftrag: Die Schiffe der hanseatischen Kaufleute sollten gekapert werden…

Auf Helgoland gelang es der Hanse, ihren Feind und einstigen Verbündeten Störtebeker festzunehmen. Bis heute wird erzählt, dass Störtebeker bei seiner Hinrichtung am 20. Oktober 1401 in Hamburg etwas Unglaubliches vollbracht haben soll. Ihm und 73 seiner Kameraden stand die Enthauptung bevor.

Laut der Legende handelte er mit dem Bürgermeister aus, dass alle Kameraden frei sein sollten, an denen er nach seiner Enthauptung vorüberging. Störtebeker soll tatsächlich - ohne Kopf - noch an elf seiner Kameraden vorbeigegangen sein. Und er wäre noch weitergelaufen, heißt es, hätte der Henker ihm nicht den Richtblock vor die Füße geworfen. Geholfen hat es den Kameraden allerdings nichts. Sie alle wurden hingerichtet - und ihre Köpfe nagelte man, wie damals üblich, auf Pfähle. Diese wurden zur Seerichtung hin aufgestellt, um andere Seeräuber abzuschrecken.

Sonntag, 14. September 2008

Hitliste der Produktpiraten-Länder

Die USA haben kürzlich in ihrem speziellen, jährlich erscheinenden "301 Report" über die Verletzung von Urheberrechten, neun „Schurkenstaaten“ aufgelistet, denen Produktpiraterie im großen Stil vorgeworfen wird. An der Spitze steht unangefochten das Reich der Mitte, dicht gefolgt von Russland. Weltweit werden die meisten Plagiate nach wie vor in China gefertigt. Danach folgen Staaten wie Russland, Argentinien, Chile, Indien, Israel, Pakistan, Thailand und Venezuela.

In Österreich z.B. hat die dortige Zollverwaltung 2007 gefälschte Markenprodukte abgefangen, die als Originale über 15.000.000 Euro gekostet hätten. Gefälschte Zigaretten sind da noch gar nicht mit eingerechnet.

Das wichtigste Ursprungsland gefälschter Kleidung ist die Türkei, Kosmetika kommen meist aus Georgien. Bei den pharmazeutische Produkten liegen (in alphabetischer reihenfolge) Barsilien, China, Indien, Mexiko und Russland ganz weit vorne.

Samstag, 13. September 2008

Allianz plant Seetransportversicherung gegen Seeräuberei

Die Allianz Versicherung will die anhaltende Expansion der weltweiten Seefrachtflotten nutzen und legt daher den Bereich Seetransportversicherung der Konzern-Töchter Allianz Global Corporate & Speciality und Fireman’s Fund Insurance zusammen. Der Schritt soll zudem helfen, die Stellung des Unternehmens als Nummer eins auf der Welt in diesem Segment zu festigen. Allerdings fehlt noch die Zustimmung der zuständigen Aufsichtsbehörden.

Unter der Marke AGCS wird die neue Unternehmenseinheit firmieren und von Art Moossmann, derzeit bei Fireman’s für den Bereich Spezialversicherungen verantwortlich, von New York aus geleitet. Underwriting-Büros unterhält AGCS außerdem in Toronto, Paris, Hamburg, London und Singapur. Mit der Bündelung in diesem Segment will die Allianz vom Boom in der weltweiten Handelsschifffahrt profitieren. Infolge der fortschreitenden Globalisierung ist von 1990 bis 2006 die Seefrachttonnage um 85 Prozent in die Höhe geschnellt. Vor allem von den aufstrebenden Schwellenländern wie China geht nach Konzernangaben eine große Nachfrage aus. So hätten die Werften derzeit Aufträge in den Büchern, die etwa 20 Prozent der aktuell über die Meere fahrenden Weltflotte entsprechen.

Die AGCS soll ihren Kunden künftig ein breites Angebot bereit stellen, das neben klassischen Schiffskaskodeckungen auch die Versicherung von Privatyachten, Küsten- und Flussmotorschiffen beinhaltet und verschiedene Service-Leistungen umfasst. Hierzu gehören "spezielle Beraterdienste" etwa bei dem Verlust von Ladung auf hoher See und deren Bergung oder der Bedrohung durch Piraten, die Schiffe unter anderem in der etwa 800 Kilometer langen Straße von Malakka zwischen der malaiischen Halbinsel und der Insel Sumatra kapern. (all4finance)

Freitag, 12. September 2008

Flaggenkunde 7 - Edward Low

Captain Edward "Ned" Low, (c. 1690 – c. 1724) war ein notorischer Englischer Pirat im späten Goldenen Zeitalter der Piraterie, im frühen 18. Jahrhundert. In seiner Jugend war er bereits Tagedieb und Halunke, ehe er später nach Massachusetts umsiedelte und dort Pirat wurde. Obwohl seine Piratenkarriere nur drei Jahre währte, kaperter er mindestens 100 Schiffe in den Gewässern vor Neuengland, vor den Azoren und in der Karibik. Low war dafür berüchtigt, dass er seine Gefangenen oft folterte, bevor er sie dann umbrachte.

Donnerstag, 11. September 2008

461 mutmaßliche Filmpiraten gefasst

Der Lobbyverband der US-Filmindustrie MPAA hat bekannt gegeben, dass man innerhalb von drei Monaten 461 mutmaßliche "Filmpiraten" dingfest machen konnte. 56 von ihnen wurden beim Mitschneiden von Filmen in Kinos erwischt.

Die Behörden hätten die betroffenen Personen festgenommen, hieß es. Die Maßnahmen sind Teil der breit angelegten so genannten "Operation Takedown", bei der die Strafverfolgungsbehörden eng mit Ermittlern der Filmlobby zusammenarbeiten. Unter anderem erfolgten auch in China, Malaysia, den Philippinen, Taiwan, Thailand und Korea Festnahmen.

Im Rahmen der Ermittlungen sollen auch rund 1000 Brenner für optische Medien beschlagnahmt worden sein. Nach Angaben des Lobbyverbands kommen in thailändischen Kinos nun Nachtsichtgeräte zum Einsatz, um gegen "Piraten" vorzugehen. Außerdem hätten die Angestellten von Kinos und Ermittlungsbehörden Unterricht bekommen.

Die "Operation Takedown" soll darüber hinaus weitere Ergebnisse gebracht haben, darunter die Beschlagnahmung von 4 Millionen gefälschten Film-Medien in China und die Löschung von 530.000 illegalen Dateien aus dem Internet in Südkorea. (Winfuture)

Mittwoch, 10. September 2008

Flaggenkunde 6 - Stede Bonnet

Stede Bonnet (* 1688; † 10. Dezember 1718), der so genannte „Gentleman-Pirat“, war ein reicher und gebildeter Landbesitzer, bevor er sich der Piraterie zuwandte. Bonnet segelte einige Zeit mit Blackbeard, der sehr schnell erkannte, dass Bonnet kein guter Anführer und ein inkompetenter Seemann war. Blackbeard setzte auf Bonnets Schiff einen anderen Piraten als Kapitän ein. Bonnet selbst verbrachte nun lange Zeit als „Gast“ auf Blackbeards Schiff, was wohl bedeutete, dass er so etwas wie ein Gefangener war. Während der Jahre 1717/18 überfielen die beiden Piratenschiffe zahlreiche Handelsschiffe in der Karibik.

Dienstag, 9. September 2008

Piratenkunde 9 - Strandrecht

Anfänglich was das Strandrecht das Recht der Meeresanwohner auf Leib und Gut Schiffbrüchiger. Egal ob verunglückt oder gekapert, die Bewohner der Inseln oder die Herren der Strände, auf denen Schiffbrüchige landeten, bekamen was oder wen das Meer an Land spülte. Eigentlich war das eher "Strandraub" als "Strandrecht". Einen Schutz für das Eigentum oder auch das Leben der Besatzungen gab es nicht.

Der Schwiegersohn Heinrich des Löwen verkündete 1220 einen Erlass, der diesen "heidnischen Brauch" an seinen Küsten aufgab. So umfasste ab dem 13. Jahrhundert das Strandrecht bei angespültem Gut (Strandgut) nur noch das Bergerecht. Wenn jemand auf einem Schiff nach einem Unglück überlebte, gehörte ihm weiterhin sein Gut - und nicht dem Finder. Aus dem Strandrecht entwickelte sich auch Strandpiraterie. Denn gerade den armen Fischern sicherte das Recht gestrandete Güter behalten zu dürfen einen Teil ihres Lebensunterhaltes.

Da das Strandrecht auch für gescheiterte oder gestrandete Schiffe galt, kamen einige Küstenebwohner in Versuchung: Versetzten sie ein Leuchtfeuer, konnten die ein Schiff auflaufen lassen - und damit an die gestrandete Fracht kommen. So wurden aus Strandsuchern auch Strandräuber. Überlebte ein Schiffsbrüchiger, dann wurde er eben umgebracht, damit der Finder die Beute behalten durfte. Einen Teil des Fundes bekam der jeweilige Strandherr. Und weil die Strandherren an dem gestrandeten Gut mitverdienten, konnten die großen Handels- und Hafenstädte sie nicht zur Hilfe gegen die Strandpiraten bringen. (wasistwas)

Montag, 8. September 2008

Illegale Medikamente aus Fernost

Kürzlich hat die Heilmittelbehörde in Singapur in mehreren illegalen Potenzmitteln hohe Dosen des oralen Antidiabetikums Glibenclamid gefunden. Die Einnahme von Glibenclamid kann zu Koma und Tod führen. Insgesamt gab es in Singapur vier Todesfälle und mehr als 130 Nebenwirkungsmeldungen, oft mit Hospitalisation. Die Namen der im Internet vertriebenen Glibenclamid-Mittel: Power 1 Walnut, Cialis, Santi Bovine Penis Erecting Capsule und Zhong Hua Niu Bian. „In der Schweiz sind bisher noch keine Hospitalisationsfälle bekannt“, sagt Joachim Gross, Mediensprecher von Swissmedic.

Ausser Frage steht: Auch in Europa konsumieren viele Menschen illegale Mittel aus dem Internet. Beliebt sind vor allem Potenzpräparate, Doping-Mittel und Mittel zum Abnehmen. „Die sind besonders gefährlich“, warnt Gross. „Wer Glück hat, schluckt eine Zuckerpille und wer Pech hat, nimmt ein Mittel mit gesundheitsschädigenden Substanzen ein.“

50 Prozent der über Internet vertriebenen Medikamente sind gemäss einer Schätzung der WHO aus dem Jahre 2006 gefälscht. Und sie gelangen in immer grösseren Mengen nach Europa. Einfallstore sind der Schwarzmarkt und dubiose Internetversender. Swissmedic weist schon seit einiger Zeit auf die Gefahren gefälschter Präparate hin. Doch mit mässigem Erfolg, denn für diese Mittel braucht es kein Arztrezept.Zudem lässt sich mit den Pillen viel Geld verdienen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werde der Umsatz bis 2010 auf 75 Mrd. Dollar anwachsen. Ein Kilo gefälschter Viagra-Pillen bringt rund 90‘000 Euro. Die Gewinnspanne ist beträchtlich: Die Herstellung der falschen Tabletten selbst mit richtigem Wirkstoff kostet pro Kilo gerade mal 40 Euro. Potenzmittel sind daher laut Financial Times Deutschland die am häufigsten gefälschten Pillen. (Handelszeitung)

Sonntag, 7. September 2008

Gibt es überhaupt Schutz gegen Piratenüberfälle?

Auszug aus dem Wochenbericht des International Maritime Bureau (IMB), für die vergangene Woche: „16.4., 6.00 bis 10.00 Uhr Ortszeit, 14:24 Nord; 050:30 Ost. Fünf Schnellboote jagen einen Massengutfrachter. Der Kapitän lässt Ausweichmanöver fahren, erhöht die Geschwindigkeit, die Mannschaft begibt sich auf Alarmposten. Nach 30 Minuten geben die Schnellboote auf, und nehmen Kurs auf ihr Mutterschiff, das in 10 Meilen Entfernung gewartet hatte.“ Noch mal gut gegangen, obwohl die Piraten mit einer regelrechten Flotte aufgekreuzt waren, offenbar straff organisiert.

Insgesamt acht angezeigte Vorfälle solcher Art nennt der IMB-Bericht für die vergangenen Woche aus der ganzen Welt, versuchte Attacken, vollzogene Überfälle. Insgesamt nur ein verletzter Matrose, die gute Nachricht. Schnellfeuergewehre, Raketen, aber auch Macheten und Messer wie zu Zeiten des berühmten Blackbeard – das Arsenal der Piraten ist vielfältig.
Neuen Alarm gibt das IMB aus: für die Gegend um Chittagong in Bangladesh sowie für die gesamte nigerianische Küste vor Westafrika. Darüber hinaus gilt weiter der Alarm: für Indonesien, vor allem rund um Borneo, die Malakkastraße, den philippinische Archipel, die Umgebung von Singapur, die Küste bei Daressalam, Mombasa, in Südamerika die Gegend um Santos, Brasilien, für die Westküste vor dem peruanischen Callao, die gesamte arabische See zwischen Indien und Oman – und natürlich für den kompletten somalischen Küstenbereich. Gibt es noch sichere Schifffahrtsrouten?

Fast könnte man den Eindruck gewinnen, die – guten? – alten Zeiten kehrten zurück, als Francis Drake, Henry Morgan oder William Kidd die atlantischen Gewässer unsicher machten – in Wahrheit allerdings waren sie nie zu Ende. Im Durchschnitt ist die Anzahl der Attacken auf hoher See oder im Hafenbereich in letzter Zeit sogar ein wenig zurück gegangen, von 274 im Jahre 2005 auf 263 im vergangenen Jahr (nachdem in den 90er Jahren ein starker Anstieg zu verzeichnen war). Was freilich noch nicht als Trend gelten kann, denn die Dunkelziffer der Piraterie ist groß, viele Kapitäne scheuen die Meldung. Kommt es zur Anzeige, dauert der Aufenthalt im Hafen nicht einen, sondern oftmals gleich vier, fünf Tage, was bei hohen fünfstelligen Liegegebühren pro Tag viel höher zu Buche schlägt als der eingetretene Schaden – der so oder so abgeschrieben werden muss.

Piraterie lebte jedenfalls, über all die Jahrhunderte. Eines allerdings ist anders: Die derzeitige Piraterie hat heute größere Imageprobleme als die großen Namen von früher, Anne Bonny – sie als Frau sowieso – bis Claus Störtebeker. Wobei man sich schon fragen darf, warum die Schurken von damals heute als Helden aufgebaut wurden, in Buch und Film, wie dem „Fluch der Karibik“. Nehmen wir das 17. Jahrhundert. Der Dreißigjährige Krieg gilt als eine der schwärzesten Epochen der europäischen Geschichte. Mordende Horden ziehen übers Land, ohne den geringsten Respekt vor dem Leben, Familien, ganze Dörfer werden ausgelöscht. Und zur selben Zeit auf See? Dort marodierten die Piraten in kaum freundlicherer Art, doch gerade das 17. Jahrhundert gilt heute als „Das Goldene Jahrhundert der Piraterie“, wegen Typen wie „Blackbeard“ alias Edward Teach, Henry Morgan oder William Kidd. Hier und da mögen sie auch mal ritterliche Anwandlungen bei ihrer Arbeit beschlichen haben, und Francis Drake – etwas früher – hatte sogar einen Kaperbriefes ihrer Majestät. Doch im Durchschnitt waren die unzähligen Freibeuter-Flotten nicht menschenfreundlicher als die herrenlosen Landsknechtshorden im Süddeutschen Raum. Gewiss, Claus Störtebeker sagt man nach, er habe eine egalitäre Gesellschaftsstruktur an Bord gepflegt, bei gleichem Lohn für alle. Doch selbst wenn ein Teil davon wahr gewesen sein mag, das Bild, das wir seinetwegen aus heutiger Sicht auf die ganze Zunft projizieren, ist schon fragwürdig. Besonders das angeblich anarchische Moment war es, was nicht nur Kinder im 20. Jahrhundert faszinierte, sondern auch jene Intellektuellen, die in Berlin im Jahre 1979 die Zeitschrift „Freibeuter“ gründeten. Die Welt der Piraten war eben in unserer Märchenwelt ein Kosmos mit anderen Vorzeichen, in der die Mannschaften der mit Gold beladenen Schiffe auf den Ozeanen eben zur falschen Zeit am falschen Ort waren, was machten sie auch dort? Und war das Gold nicht sowieso auch von denen gestohlen?

Allenfalls wenn wir lesen, das unseren Johann Wolfgang von Goethe eine unglaubliche Angst beschlich, wegen der Piraten, im Mittelmeer eine Schiffsreise anzutreten, da lassen uns die Seeräuber wieder erschauern, wird zwischen gut und böse wieder neu gemischt. Auch der Kaperbrief, mit dem viele unterwegs waren von Sir Walter Raleigh bis Graf Luckner, die staatlich sanktionierte Seeräuberei, die die Grenzen zwischen Kriegseinsatz und schnödem Seeraub verwischte, ist nur bedingt als Legitimation brauchbar. Ansonsten könnte sich auch heute ein Gutteil jener Banden, die etwa im Südchinesischen Meer unterwegs sind, darauf berufen, dass sie die Unterstützung von lokalen Behörden der Volksrepublik genießen. Etwa wenn sie, wie es Ende der 90er Jahre mehrfach vorkam, auf hoher See einen Containerfrachter kapern, anschließend einen chinesischen Hafen anlaufen, dort die Ladung verkaufen, dem Schiff einen anderen Namen geben und Halbe-Halbe mit dem korrupten örtlichen Machthabern machen. Das muss kein Behördenvertreter sein. Die australische Piratenexpertin Carolin Liss macht in ihren Büchern als Hintermänner der Piraterie verstärkt auch Vertreter der Triaden aus, von denen dann im Prozess, wenn es denn zu einem kommt, als „Mr. Wong“ oder „Mr. Ching“ die Rede ist – in Abwesenheit. Die moderne Piraterie des 21. Jahrhunderts freilich hat es immer weniger auf die Schiffsladungen abgesehen, als effizienter erweist es sich da schon, die Mannschaft in eine Kajüte einzusperren, den Schiffstresor aufzusprengen, mit dem Speedboat das Weite zu suchen – und das Schiff seinem eigenen Kurs überlassen. Wie beim Tanker Nagasaki Spirit, der nach einem Überfall herrenlos durch die Straße von Malakka fuhr und einen Frachter rammte. 51 Seeleute fanden auf beiden Schiffe den Tod.

Die Überfälle der letzten Woche vor der somalischen Küste zeigen wiederum den neuesten Trend der Piraterie: Die Besatzung, oder bei exklusiven Kreuzfahrten auch gleich alle Passagiere als Geisel zu nehmen. Das Lösegeld übersteigt den Inhalt des Bordtresors um ein Vielfaches. Sollte dies auch andernorts Schule machen, so dürfte sich der weltweite Schaden von derzeit 13 Milliarden Euro, den die Piraten jährlich im Durchschnitt anrichten, sprunghaft erhöhen. 292 Besatzungsmitglieder waren im vergangenen Jahr weltweit bereits in Geiselhaft von Piraten. Übrigens ist auch dieser Betriebszweck der Piraterie Hunderte oder tausende Jahre alt. Nur mit dem Unterschied, dass früher kein Lösegeld kassiert wurde sondern ein guter Verkaufserlös auf den Sklavenmärkten. Goethe hatte schlicht Angst, in der Levante als Diener zu enden wie es vielen seiner Zeitgenossen geschah – wobei kluge europäische Sklaven zu Privatlehrern oder Hauspoeten aufsteigen konnten. Auch wenn die Piraterie die Schifffahrt fast seit ihren Anfängen begleitet und auch die ältesten Kulturen bedrohte – kilikische Piraten brachten kurz vor der Zeitenwende Rom in Hungergefahr, weil sie die Kornlieferungen aus Ägypten regelmäßig abfingen –, so muss die Lage nicht hoffnungslos bleiben. Der seit den Zeiten der portugiesischen Gewürztransporte gefährdeteste Schifffahrtsweg, die berüchtigte Straße von Malakka, gilt heute fast schon als befriedet, weil die Anliegerstaaten und auch die betroffene Exportnation Japan effektiv zusammen arbeiten.

Doch bei Küsten, hinter denen kein Staatsgebilde liegt, sondern das reine Chaos wie in Somalia, von wo aus der Krieg und die Raubzüge der Warlords mit anderen Mitteln auf das Wasser übertragen wird, da bleibt den Schiffseignern nur das eine: Abstand halten vom Land. Mindestens 400 Seemeilen (knapp 750 Kilometer) gelten unter maritimen Sicherheitsexperten als Faustregel. Eine Garantie für sicheres Fahrwasser gibt es auch dort nicht. (Welt)

Samstag, 6. September 2008

Piratenpartei unterstützt Anti-GEMA-Aktion

Johannes Kreidler ist ein Name, den man sich merken sollte. Der junge Künstler fordert eine Institution heraus: Am 12. September 2008 wird er in Berlin bei der "Musikverwertungsgesellschaft" GEMA ein Musikstück anmelden, das er aus 70.200 Samples anderer Stücke komponiert hat.

Christian Hufgard, stellvertretender Vorsitzender der hessischen PIRATEN, findet diese Kunstaktion großartig: "Ein Musikstück aus 70.200 Samples zu kreieren und dies anzumelden hinterfragt auf sehr anschauliche Art und Weise das Konstrukt der 'Schöpfungshöhe', ab der ein Künstler Monopolansprüche auf Informationen erheben kann. Schließlich wird hier nicht das Darbieten der Musik geschützt, sondern die logische Information, in der sie repräsentiert wird."
Die Piratenpartei wird Kreidler bei der Übergabe der 70.200 Einzelnachweise an die GEMA tatkräftig unterstützen und durch ein Interview, das Dienstag auf dem Informationsportal Musik.klarmachen-zum-Aendern.de erscheinen wird, weitere Aufmerksamkeit auf die Urheberrechtsproblematik und den jungen Künstler lenken. (openpr)

Freitag, 5. September 2008

Britin wegen Filesharing zu 6.000 Pfund Strafe verdonnert

In Großbritannien ist eine Frau wegen Filesharings zu einer Schadensersatzzahlung von knapp über 6.000 Pfund an den US-Spielentwickler Topware Interactive verurteilt worden. Hinzu kommen rund 10.000 Pfund Gerichtskosten. Wie die BBC berichtet, hatte das Unternehmen nach dem Auftauchen von über 500 illegalen Kopien des Spiels "Dream Pinball 3D" in Online-Tauschbörsen bereits im Jahr 2007 eine breit angelegte Anti-Piraterie-Kampagne initiiert.

Das nun gesprochene Urteil ist das erste seiner Art in Großbritannien. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Frau das urheberrechtlich geschützte Spiel ohne Autorisierung des Rechteinhabers über Filesharingseiten wie eMule, eDonkey oder Gnutella zum Download angeboten hat. Dem Bericht zufolge laufen in diesem Zusammenhang noch drei weitere Verfahren.

"Die Entschädigungssumme, die das Gericht verhängt hat, ist bezeichnend und soll für andere Nutzer abschreckend wirken", erklärt David Gore, Partner der britischen Anwaltskanzlei Davenport Lyons, die Topware Interactive vertritt. "Das Urteil zeigt, dass direkte Maßnahmen gegen Rechtsverletzer eine wichtige und effektive Waffe im Kampf gegen Online-Piraterie sind."

Gleichzeitig wies der Anwalt darauf hin, dass der vorliegende Rechtsspruch nur "der erste von vielen" sei. Man habe detaillierte Informationen zu tausenden Filesharern gesammelt, die unter dem Verdacht stehen, das Spiel illegal untereinander getauscht zu haben. "Gegen sie alle könnten nun gerichtliche Schritte eingeleitet werden", so Gore.

"Filesharing ist ein Massenphänomen. Bei der Menge an Tauschbörsennutzern würde eine Verfolgung des Einzelnen das Problem einer Unmenge an Strafverfahren mit sich bringen", sagt Christine Ehlers, Sprecherin der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU). Die GVU habe deshalb kein Interesse an einer Kriminalisierung des einzelnen Nutzers. "Wir konzentrieren uns in unserem rechtlichen Vorgehen vor allem auf die Täter an der Spitze der illegalen Verbreitungspyramide, die Ausgangspunkte für die massenhaften Downloads."

Die GVU schlägt daher einen abgestuften Sanktionsmechanismus vor, das sogenannte "Graduated Response"-Verfahren. "Hierbei werden Nutzer zunächst per Warn-E-Mail auf die Rechtswidrigkeit ihres Handelns hingewiesen. Erst im Fall von weiteren Verstößen drohen stufenweise Sanktionen, etwa die Einschränkung der Internet-Bandbreite", erläutert Ehlers.

Donnerstag, 4. September 2008

Medienkonzerne ballern YouTube-Videos mit Werbung zu

Nach Jahren des Kampfes gegen Online-Piraterie auf dem Videoportal YouTube zeichnet sich nun ein Umdenken der Medienkonzerne ab. So wird von Seiten vieler Unternehmen heute bereits darauf verzichtet, illegal eingestelltes, urheberrechtlich geschütztes Material von der Seite löschen zu lassen. Stattdessen werden derartige Beiträge einfach online gelassen und mit einer kurzen Werbeeinblendung und einem Verweis auf den jeweiligen Rechteinhaber ergänzt. Wie die New York Times berichtet, sehen Medienkonzerne wie CBS, Universal Music, Lionsgate oder Electronic Arts unautorisierte YouTube-Beiträge, die Teile von Filmen, Musikvideos oder anderen rechtlich geschützten Content enthalten, nicht mehr als Bedrohung an.

Vielmehr haben sie die Möglichkeiten und das Potenzial der Videoplattform für Werbezwecke erkannt und versuchen diese nun für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. "Wir wollen es nicht entschuldigen, dass einige Leute ohne unsere Erlaubnis einfach unser geistiges Eigentum verwenden", erklärt Curt Marvis, Chef der Abteilung Digital Media beim kanadischen Medienunternehmen Lionsgate Entertainment gegenüber der New York Times. "Uns gefällt es aber genauso wenig, wenn Fans unserer Produkte keine ausreichende Möglichkeit haben, an unsere Inhalte heranzukommen", ergänzt Marvis. Die meisten jener Nutzer, die urheberrechtlich geschütztes Material illegal auf YouTube einstellen, seien ohnehin keine kriminellen Online-Piraten, sondern einfach Fans der vom Unternehmen produzierten Filme. "Sie versuchen schließlich nicht, sich durch diese Online-Veröffentlichungen finanziell zu bereichern", betont Marvis. "Was die Art und Weise betrifft, wie Medienkonzerne mit urheberrechtlich geschützten Inhalten auf YouTube umgehen, hat es sicherlich ein Umdenken gegeben. Der Eindruck, dass all diese Unternehmen bislang gegen die Plattform waren, ist aber falsch", stellt Google-Sprecher Stefan Keuchel im Gespräch mit pressetext fest. Bewegtbild im Internet sei eines der Trendthemen schlechthin. "Viele Unternehmen haben das Potenzial von YouTube für Werbezwecke bereits erkannt.

Über das Portal kommen sie an Zielgruppen heran, die ansonsten nur sehr schwer erreichbar wären", meint Keuchel. So waren dem Google-Sprecher zufolge schon zum Zeitpunkt des Deutschlandstarts der Videoseite rund 60 Partnerunternehmen mit einem eigenen Kanal auf YouTube vertreten, darunter auch Medienkonzerne wie das ZDF. Wenn ein Medienunternehmen sich für die Werbevariante entscheidet, wird der betreffende Nutzer, der das Material illegal eingestellt hat, per E-Mail darüber informiert, dass ein YouTube-Partner einen Urheberrechtsanspruch auf eines seiner Videos gestellt hat. In der Nachricht wird ihm klar gemacht, dass der Rechteinhaber die Verwendung des Inhalts autorisiert hat und künftig Werbeeinblendungen im Rahmen der Wiedergabe des Clips schalten wird. "Wie diese Werbung genau ausschauen wird, ist derzeit noch nicht klar. Wir testen zur Zeit verschiedene Modelle", merkt Keuchel an. Vorstellbar wären etwa sogenannte Pre- oder Post-Rolls bei denen Werbung entweder vor oder nach dem Beitrag geschaltet wird oder auch In-Video-Ads, die während der Wiedergabe abgespielt werden. "Im Moment finden sich noch keine solchen Werbeeinschaltungen bei YouTube-Videos in Deutschland. Genaue Daten darüber, wann und in welchem Ausmaß diese kommen werden, gibt es noch nicht", so Keuchel abschließend. (derStandard)

Mittwoch, 3. September 2008

Anti-Piraterie-Abkommen weiterhin streng geheim

Auch nach der zweiten Verhandlungsrunde zum geplanten internationalen Anti-Piraterie-Abkommen (Anti-Counterfeiting Trade Agreement, ACTA) legen die verhandelnden Regierungen keine Details offen. "Die Verhandlungen sollen so weit wie möglich transparent gemacht werden. Da die Vertragspartner aber Vertraulichkeit vereinbart haben, können wir keine Aussagen zu Inhalten machen", erklärte gegenüber heise online ein Sprecher des Bundesjustizministeriums (BMJ), das einen Beobachter zu den Verhandlungen in der vergangenen Woche in Washington DC entsandt hatte. Nachfragen zur möglichen Ausgestaltung wies der BMJ-Mann zurück.

Die Vorbereitungen zu ACTA laufen seit Herbst vergangenen Jahres. Bei den Gesprächen hinter verschlossenen Türen geht es um ein internationales Abkommen zum Schutze geistigen Eigentums und der Bekämpfung von Produktpiraterie. Bisher bekannt gewordenen Unterlagen zufolge wird im Kreis der Teilnehmerländer eine breite Palette von möglichen Maßnahmen diskutiert, darunter mehr Befugnisse für Zoll- und Ermittlungsbeamte oder die Absicherung zivilrechtlicher Ansprüche der Rechteinhaber. Mit von der Partie waren in Washington – neben den USA und der EU – Japan, Australien, Mexiko, Neuseeland, Marokko, Korea, Singapur und die Schweiz. Die beiden arabischen Teilnehmer der in Genf abgehaltenen ersten Runde, Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emirate, waren nicht mehr dabei.

Besonderes Augenmerk liegt offenbar auch auf neuen Mitteln gegen Urheberrechtsverletzungen im Internet. Dabei waren auch Forderungen laut geworden, die Provider dafür mehr in die Verantwortung zu nehmen. Das so genannte französische Modell, das bei wiederholtem Auffälligwerden eine Sperre des betroffenen Internetanschluss ohne Einschalten einer Rechtsinstanz vorsieht, sei allerdings bislang in den ACTA-Verhandlungen nicht diskutiert worden, wie ein Sprecher der EU-Generaldirektion Handel gegenüber heise online versicherte.

In einem Memo des Justizministeriums (PDF) wird das Internet nicht als Regelungsgegenstand erwähnt und nochmals betont, dass ACTA keineswegs auf eine "schikanöse Behandlung des einzelnen Bürgers" abziele. "Die Position der EU zu diesem Thema sollte auf bestehendem EU-Recht aufbauen", schreibt der EU-Sprecher. Dazu gehöre neben der Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft auch das aktuell diskutierte Telekom-Paket.

Verbraucherschützer aus dem Kreis des Transatlantic Consumer Dialogue (TACD) fürchten nun, die ACTA-Verhandlungen könnten dem französischen Modell auf internationaler Ebene Schubkraft verleihen. Zudem warnen sie, dass nun das geplante Maßnahmenpaket zur Ahndung von Urheberrechtsverletzungen in der Europäischen Union (IPRED2) wieder auf die Agenda gehoben werden könnten. Eine Streitfrage bei den seit einem Jahr auf Eis liegenden IPRED2-Vorschlägen betrifft auch die mögliche Kriminalisierung von Parallelimporten – eine Sorge, die Nichtregierungsorganisationen (NGOs) auch bei ACTA umtreibt.

Wie viel von diesen Bedenken berechtigt ist, lässt sich mangels Einsicht in die Dokumente derzeit nicht sagen. Unternehmensvertreter aus verschiedenen Ländern und Branchen bemängeln diesen Zustand ebenso wie die NGOs. Ein Vertreter eines großen US-IT-Dienstleisters sagte gegenüber heise online, das Maß an Geheimhaltung bei ACTA übersteige alles, was er bislang gesehen habe. Die neuseeländische Registry InternetNZ schrieb in einer Stellungnahme, konkrete Anmerkungen zu ACTA seien aufgrund der fehlenden Informationen kaum möglich. Von Seiten der IT-Wirtschaft gibt es Kritik, dass Rechteinhaber besser informiert worden seien als etwa die betroffene IT-Branche.

An der Informationspolitik wird sich kurzfristig wohl wenig ändern. "Es ist unwahrscheinlich, dass Verhandlungstexte in diesem frühen Stadium, nach nur zwei Verhandlungsrunden, öffentlich zugänglich gemacht werden", teilte dazu der Sprecher der Generaldirektion Handel mit. Wie die nach Abschluss der Runde in Washington erneut angekündigte Anhörung der betroffenen Parteien ohne handfeste Informationen funktionieren soll, bleibt offen. Schon bei der ersten Konsultation der Kommission im vergangenen Juni standen keine Details zur Debatte.

In Runde drei im Oktober könnte laut Informationen aus der Generaldirektion Handel "ein erster Entwurf" erstellt "und diskutiert" werden. Einmal unterschriftsreif werde ACTA vor der Unterzeichnung durch die Vertragspartner auch der Öffentlichkeit präsentiert. EU-Ratsvertreter und -Parlament sollen, so der Sprecher der Generaldirektion Handel, früher informiert werden, allerdings ebenfalls unter der Auflage, den Text nicht zu verbreiten. Für ACTA gilt offenbar eine besondere Definition von "weitestgehender Transparenz". (heise)

Dienstag, 2. September 2008

Das rote Hemd

Vor langer, sehr langer Zeit, als noch mächtige Galeeren die Meere beherrschten, wurden ein Captain und seine Seemänner von einem Piratenschiff bedroht. Als die Mannschaft drohte, in Panik zu verfallen, wandte sich der Captain an seinen ersten Maat und schrie:

"Bring mir mein rotes Hemd!"

Der erste Maat folgte dem Befehl, und nachdem der Captain es angelegt hatte, führte er seine Männer in den Kampf gegen die Piraten. Obwohl einige Verluste hingenommen werden mussten, wurden die Piraten dennoch vernichtend geschlagen.

Etwas später am selben Tag, meldete der Ausguck zwei Piratenschiffe, die sich auf Abfangkurs befanden. Die Mannschaft, die sich gerade mal vom ersten Überfall erholt hatte, zuckte furchterfüllt zusammen, aber ihr Captain, ruhig wie immer, wandte sich wieder an seinen ersten Maat:

"Bring mir mein rotes Hemd!"

Und wieder entbrannte ein heftiger Kampf mit den Piraten, und wieder wurden sie zurückgeschlagen, obwohl diesesmal mehr Verluste hingenommen werden mussten.

Am Abend dieses schweren Tages saß die erschöpfte Crew mit ihrem Captain an Deck und ließ die Ereignisse Revue passieren. Einer der Matrosen fragte den Captain:

"Sir, warum rufen Sie immer nach ihrem roten Hemd, bevor sie kämpfen?"

Der Captain sah dem Matrosen tief in die Augen und sagte: "Wenn ich im Kampf verwundet werde, kann man die Wunde wegen des roten Hemds nicht sehen, also sinkt die Moral nicht und alle kämpfen mutig weiter!"

Die Männer saßen schweigend und bewunderten die Weisheit und Voraussicht ihres mutigen Captains.

Als die Morgendämmerung kam, verkündete der Ausguck, dass weitere Piratenschiffe, zehn an der Zahl, sich näherten - bereit zum entern! Es wurde still an Deck und alle sahen hoffnugsvoll zum Captain, ihrem Führer, warteten, dass er seinen üblichen Befehl gab.

Und der Captain, ruhig wie immer, wandte sich an seinen ersten Maat und meinte: "Bring mir meine braunen Hosen..."

Montag, 1. September 2008

Präsidentschaftskandidat John McCain wegen Musik-Piraterie verklagt

Der US-Sänger Jackson Browne (59) hat den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten John McCain wegen Copyright-Verletzung verklagt. Nach einem Bericht der "Los Angeles Times" dreht sich der Streit um Brownes Song "Running on Empty", der in einem Wahlkampf-Werbespot des Republikaners zu hören ist. Der Sänger und Songschreiber, ein überzeugter Demokrat, reichte die Klage am Donnerstag bei einem Bezirksgericht in Los Angeles ein.

Browne fordert Schadensersatz und ein sofortiges Verbot für die unerlaubte Benutzung des Songs. Browne sei über den Vorfall "erzürnt", sagte der Anwalt des Sängers, Lawrence Iser, der Zeitung. McCains Sprecher zufolge stammt die umstrittene TV-Werbung nicht von der McCain-Kampagne sondern von der Republikanischen Partei im US-Staat Ohio. Der Werbespot macht sich über den Demokraten Barack Obama lustig.

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass McCain gegen Urheberrechte verstößt. Der republikanische Kandidat startete, wie berichtet, im Juli einen YouTube-Spot in dem er die "Liebe" der US-Medien für den Kandidaten der Demokratischen Partei, Barack Obama" aufs Korn nahm. Im Hintergrund war das Frankie-Valli-Lied "Can't Take My Eyes Off Of You" zu hören. Dummerweise hatte man "vergessen", dafür die Rechte einzuholen.

Im Oktober 2007 hatte er sich einen Rechtsstreit mit dem Fernsehsender Fox eingeholt, nachdem ohne Genehmigung Ausschnitte aus dem Fox-Programm in einem Wahlkampfspot verwendet wurden. (derstandard)